Schmelz ist
die Einheit der früheren Gemeinden Außen und Bettingen sowie
der Ortsteile Goldbach und Schattertriesch in den Seinsbereichen der
anorganischen und belebten Naturlandschaft sowie der
größtenteils vorherrschenden Kulturlandschaft als historisch
geprägtes Gebilde, in dem die Lebensformen und Ideen früherer
Gesellschaften auch in der Gegenwart noch in vielfältiger Weise
wirkende Realität sind. Die verschiedensten Beiträge in
diesem Buche werden mit zum Verständnis und der Ausdrucksweise des
Totalcharakters unserer Heimatlandschaft in Bezug des substanziellen
und formalen Aufbaues, der Entstehung, des Klimas, der
Witterungseinflüsse, der Veränderungen der Landnatur und
Werden der Kulturlandschaft, der Geschichte, der Bevölkerung,
Gesellschaft und Religion, des Bauwesens sowie der Pflanzen- und
Tierwelt beinhalten. Allein schon die markanten Wesensunterschiede im
geologischen Aufbau unserer Heimaterde lassen eine Betrachtung im
Ganzen nicht zu. Zu Anfang sollen nur zeitentsprechend nüchtern,
realistische Eindrücke über die räumliche Gesamtwirkung
des jeweiligen Standpunktes geschildert werden. In den Schmelzer
Landschaftsraum führen Straßen und Wege aus den vier
Himmelsrichtungen, deren Verlauf mit den Wegen vor Jahrhunderten heute
noch weit übereinstimmen.
Von Süden, aus
Hüttersdorf kommend, präsentiert Schmelz seine
umweltfreundlichen in Grünanlagen gebetteten Industrieansiedlungen
beiderseits der Prims. Bis zur Ortslage sind zurzeit noch Wiesen
vorgelagert. Der Ortsteil Außen zeigt sich von hier in einem
harmonisch ländlichen Baustil, dessen Häuser auf dem vom
Gischberg leicht abfallenden Höhenrücken bis zum Stauden den
Horizont bilden, gekrönt von der Kirche St. Marien. Ein
Waldstück, die Heide, bildet die Grenze zur Gemeinde
Hüttersdorf. Gerade dieser Mischwald dient mehr denn je durch die
ortsnahe Lage mit Schwimmbad, Freibad, Liegewiesen, Sportanlagen und
Spazierpfaden der Gesunderhaltung des Menschen. Die Rinnsale dieses
Walddistriktes, Bohns- und Schmoberbach, versiegen im Vorgelände
der Prims. Ortswärts der Prims erstreckt sich der Ortsteil
Bettingen auf ansteigendem hügeligem Gelände zwischen den
fünf mehr oder weniger wasserführenden Bächen Todenbach,
Blaubach, Birrbach, Goldbach und Solbach. Die alten Quellen der
Toden-und Birrbach spenden in den Sommermonaten kein Wasser; nur die
Quelle des Gemelborns speist den Birrbach bis zur Mündung.
Außer den Quellmulden des Goldbaches, im Oberlauf „Sauer",
fließt erstes Was- ser nahe der ostwärtigen Banngrenze zur
Gemeinde Gresaubach. Mehrere kleine Rinnsale der Todenbach liegen im
südostwärtigen Bruchwald, der zur Gemeinde Niedersaubach
zahlt. Die beiden Solbachquellen befinden sich im Waldgebiet des
Großen Horst. Ab Solbachtal steigt das Gelände von einer
Durchschnittshöhe von 235 m bis zur Höhenlage des
Großen Horstes im Norden in 1000 m Entfernung auf 394 m an. Dem
Waldrand ist nach Süden der Rengeskopf mit der Kapelle
„Marienfried" und einem Wochenend-Siedlungsgebiet
vorgelagert.
Die Tallage von Süd nach Nord läßt nur auf 2 km bis zum
Rengeskopf und dem gegenüberliegenden Himmelberg eine geschlossene
Bau- weise zu. Hier verengt sich das Primstal zum ersten Male auf etwa
300 m. Weiter nach Norden zeigt sich das anfangs erweiterte Tal fast
noch unberührt mit seinen Wiesen Geisel und Langenau und dem
gewundenen Lauf der Prims zwischen Pappeln, Weiden, Erlen und Eschen
von seiner idyllischsten Seite. Bis zur Michelbacher Brücke sind
Gottesbelohnung und die Wochenendhäuser am Welberschberg und die
gegenüberliegenden wenigen Wohnhäuser am Fuße des
Horstes harmonisch im Landschaftsbild eingebettet. Auch
Tennisplätze und Campinganlage stören nicht die Harmonie; im
Gegenteil, letztere Anlage würde gewiß zu den schönsten
der Heimat zählen, wenn der Faktor „Umweltverschmutzung"
hier nicht in den letzten 15 Jahren den negativen Ausschlag gegeben
hätte. Wenn auch die vermutete Staubschadenzone bis zur Höhe
des Horstes mit dem jährlichen Durchschnitt von 4—6 dz/ha
schwache chron. Schäden hervorrufen kann, so wäre dieses das
kleinere Übel gegenüber der Verschmutzung der Prims. Bereits
seit einem Jahrzehnt hat sich die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit erregt. Das Freibad am Campingplatz mußte
geschlossen werden. Der Grad der Verschmutzung war derart hoch,
daß sogar ein Fischsterben einsetzte. Dank der zuständigen
Stellen der Wasserwirtschaft scheint der fortschreitenden Verschmutzung
endlich Ein-halt geboten zu sein. Mehr als jede andere Primstalgemeinde
hat in den vergangenen Jahren gerade Schmelz erfahren, daß der
Wasser- schutz für Mensch und Natur von lebenswichtiger Bedeutung
ist und Erhaltung und Sicherung eine Grundvoraussetzung der
Daseinsfürsorge sind. Trotz dieses intern ortseigenen
Mißklanges gewährt den Durchreisenden ein Hauch von Romantik
die B 268 Saarbrücken' Trier, die Strecke ab der kleinen
stillgelegten Steinbrüche am Kuppen bis zum Ortsteil
Schattertriesch, der Blick zum gegenüberliegenden Großen
Horst mit dem Bettinger Hartsteinwerk. Besonders an Sommer- oder
Herbstabenden erglühen die vielen Terrassen und Steilwände,
die sich in den letzten Jahren weit in den Horst verlagert haben, in einem warmen goldbraunen Lichte.
Die stark angestiegene Produktion dieses Werkes hat den bislang markanten Einschnitt des Primstales, insbesondere die westliche Silhouette des Horstes ver- ändert; sein Grat ist gebrochen. Mit dem jungen Ortsteil Schattertriesch, der an der engsten Stelle des Primstales (ca. 100 m) jeden Meter Bauland erschloß, endet auch die Gemeinde Schmelz nach 4 km NS-Richtung.
Von Ost nach West zählt der Schmelzer Bann ca. 6 km. Der gesamte
Bann ist von der beherrschenden Höhe des Gischberges außer
der Talsohle der Prims einzusehen, insbesondere die noch nicht
erwähnte Bebauung am Roschberg auf Schmelz-Außener Gemarkung
sowie das Gewerbe-und Industriegebiet Ost und die fortschreitende
Bebauung auf Schwammheck auf Schmelz-Bettinger
Gemarkung. Verständlich ist diese Höhe nicht nur in
guten Zeiten der
Aussicht dienend und rückerinnernd an „Graf
Haeselers-Zeiten", der von hier die friedensmäßigen
Einsatzübungen (Manöver) lenkte, sondern auch im letzten
Weltkriege für Beobachter, Schall-und Lichtmessung, die gegebene
Höhe war. Der Gischberg ist Wasserscheide. In seinen
Ausläufern fließen nach Westen, leicht abfallend, Kladerbach
in Richtung Düp- penweiler und Oppener Bach der Saar zu; nach
Osten, der Prims zu, so der Hombach mit seiner ersten Quelle am
Augenborn durch die Gewanne Eschwies und Hombach auf den
Hüttersdorfer Bann, Hinz- bach und Eichelsbach (ab
Zusammenfluß: Müllenbach). Auch Teilquellen der Michelbach
entspringen den nördlichen Ausläufern des Gischberges und
fließen zwischen Schatterberg und Welberschberg bei der
Michelbacher Brücke der Prims zu. Erholend und beruhigend ist
von dieser Höhe der Blick weit in unser Heimatland hinein und
erfreuend am wohlbestellten Acker und den verstreut liegenden einsam
erscheinenden Bauernhöfen.
N a t u r g e o g r a p h i s c h liegt Schmelz im Saar-Nahe-Bergland,
einer leicht hügeligen (buckeligen) abwechslungsreichen Landschaft
mit Wäldern, Flüssen und Wiesen. Innerhalb dieses Gebietes
zählt Schmelz zur Teillandschaft „Nordsaarländisches
Berg-und Hügel- land", zu der das Gebiet zwischen
Lebach—Ottweiler—Höcherberg— St. Wendel —
Nonnweiler — Wadern — Michelbach — Littermont oberes
Köllertal zählt. Dargestellt ist Schmelz in
amtlichen Karten, von denen hier nur die wichtigsten genannt
seien.
Topographische Grundkarte des Deutschen Reiches 1 ;5000. Da diese Karte
alle Gebäude, Wege, Grundstücksgrenzen, usw. enthält und
vom Ministerium für Finanzen und Forsten der Regierung des
Saarlandes, Abteilung „Kataster- und Vermessungswesen" in
kürzeren Zeitabständen alle von den staatlichen
Katasterämtern gemeldeten
kultur- und naturlandschaftlichen Veränderungen nachgetragen wer-
den, bedeutet sie für alle staatlichen und privaten Planungen
(Bau- vorhaben, Wegeanlagen, Flurumlegungen, Leitungsbauten usw.) das
wichtigste Kartenwerk. Darüberhinaus stellen die
Kartenblätter einen hohen quellenmäßigen Wert für
eine spätere siedlungsgeschichtliche Forschung eines Ortes
dar. Für Schmelz kommen die Kartenblätter Nr. 6080 ;
6280
; 6078 ; 6278 -, 6478 , 6076 ; 6276 ; 5678 \ 5878 ; 5876 ; 5676 und
5880 in frage.
Topographische Karte des Deutschen Reiches 1:25000. Diese so genannten „Meßtischblätter" sind Gradabteilungskarten. Den Bann Schmelz findet man in den Blättern Nr. 6506 Reimsbach und Nr. 6507 Lebach. Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000. Schmelz ist verzeichnet auf den Einzelblättern 554 Saarlouis und 555 St. Wendel, auf dem Großblatt (früher „Einheitsblatt") Nr. 129, das die Einzelblätter Saarburg, Birkenfeld, Saarlouis und St. Wendel zusammen gefasst.
Außer vorgenannten Karten weist die Kartographie Vergrößerungen der Meßtischblätter auf 1 : 10 000 sowie Ubersichtskarten im Maßstab 1 : 200 000, 1 :250 000 und 1 : 300 000 auf. Unsere Heimat finden wir weiter auf französischen Karten verschiedener Maßstäbe.
„Spezialkarte der Saargegend" von Henry SENGRE um 1730
Namenskundlichgeschichtlich gesehen, soll die
älteste Darstellung unseres Raumes nicht unerwähnt bleiben in
der „Spezialkarte der Saargegend" von Henry SENGRE Paris (um
1730) Teil 2 der großen Rheinkarte. Schmelz finden wir hier
innerhalb der Grenzen „Prevoste et Chastelenie de Chombourg"
unter den damaligen Ortsbezeichnungen „ASSENE und BETTING'. Auch
die „Karte der Mosel und der Saar nebst den angrenzenden Gebieten
von J.L.K, um 1740" nennt BETTING. Auf die Beschreibung der Geographie
unserer Heimat ging bereits 1690 die bei Christoph Riegel zu Frankfurt
und Leipzig erschienene „Ausführliche und Grundrichtige
Beschreibung der Vier Weltberühmten Ströme Mosel Saar; Neckar
und Mayn" ein. U.A. lautet der Text des Verfassers: . . . Von
Saarbrück kommt die Saar auf Saar Louis u. f. auf Walderfang I dabey liegen an einem Flüßlein: Roden
Welingen Erkbach Frauenlauter / Einsdorf, Ueber Walderfang kommt der
Bremß-Fluß in die Saar. An selbigem liegen: Diling /
Nolbach / Heimersdorff / Assene I Barbach / Wadern / Grimburg / Vadril
/ Dagstul Castell / Cretenick / Bisfeld / Betting, usw.
Grundlage
jeder exakten Kartographie und weiteren Vermessungen von Standpunkten
bilden die Trigonometrischen Punkte. In der Gemarkung Schmelz-Bettingen
steht ein markierter Vermessungspunkt (TP 279,8) auf der Grenzlinie der
Gewannteilung „Auf dem Schachen" „Schachen auf dem
Schindgraben" in der Nähe des Bruchwaldes an der Todenbach.
— Die höchstgelegene Stelle auf freiem Feld in vor-genannter
Gemarkung ist die Flur „Auf der
Rheinstraße"(Renn-straße). Nur wenige Meter von hier
entfernt befindet sich der TP 325 am Wasser-Hochbehälter auf dem
Niedersaubacher Bann. — TP 289,2: Limbacher-Straße unweit
des Feldkreuzes in der Flur „Auf dem Steintriesch unterm
Burgert". — Der TP 413,4 m, der die höchste Erhebung des
Großen Horstes anzeigt, befindet sich auf der Gemar- kung
Limbach. In der Gemarkung Schmelz-Außen liegt der TP
300,7 in der nördlichst gelegenen Flur „Auf der Krotzheck",
obwohl der in der Nähe gelegene Schatterberg 311,8 m
zählt. Auf dem Himmelberg zeigt ein Vermessungspunkt in der
Gewann
„Auf die Stauden" ebenfalls 311,3 m an. Die höchste
Erhebung des Schmelz-Außener Bannes ist der Gischberg (Goesberg).
Der TP 349,9 steht wenige Meter nördlich der Reimsbacher
Straße zwischen Wasser-Hochbehälter und dem Jagdhaus
(Grenze der Gewanne „Oben auf Goesberg" / „Oben auf
Weierchen"). Inmitten Gelände Oppener Straße '
Mockenbach, in der Teilung „Auf hinterst Kaul", fast an der
Banngrenze zu Reimsbach, steht der TP 309. Von hier fällt das
Gelände ins Oppen-Reimsbacher Tal ab. Der
unregelmäßige Grenzverlauf des Schmelzer Bannes im Norden
und Westen berührt auf je ca. 1 km beiderseits der Prims unterhalb
der Schartenermühle den Bann Limbach, nach Westen je 3 km der
Grenzlinie folgend, die Banne Michelbach und Geisweilerhof. Die
Banngrenze zu Oppen verläuft im Räume von nur 500 m
Luftlinie. Ihr schließt sich im Westen auf 2 km Länge, am
Kansaserhof vorbei, die Gemeinde Reimsbach nachbarlich an. Auf 1300 m
ist im SW Düppenweiler, im ganzen Süden auf 6 km Länge
Hüttersdorf unser großer Nachbar. (Siehe
Übersichtskarte der Gemarkungen Schmelz mit eingetragenen Fluren
und Gewanne.)
Die Grundlagen eines bodenständigen Bauerntums bilden die natur- gegebenen Faktoren Boden und Klima. Entscheidend zur Prägung einer Kulturlandschaft ist selbstverständlich der arbeitende Mensch, wenn auch geschichtlich gesehen die freie Entfaltung durch einschränkende Besitzrechte und persönliche Hörigkeiten durch Jahrhunderte begrenzt war. Der Ackerbau vollzog sich bis um die Jahrhundertwende noch in der Art der aus Karls des Großen Zeiten hergebrachten Dreifelderwirt- schaft mit ihren jährlich wechselnden Parzellen für Winter- und Sommerfrucht und die Brache. Der reine Weidegang kannte keine Stallmistdüngung. Die Stallhaltung der Winterszeit lieferte nur für wenige Äcker Düngung. Man war auf das Abbrennen der Brachflächen und der sich gebildeten Grasnarbe angewiesen. Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Linsen, Erbsen und Buchweizen waren die üblichen Feldfrüchte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Anbau von Kar- toffeln im freien Felde begonnen. Mit dem Obstbau war es nicht weit bestellt. Gepflanzt wurden nur klimafeste Sorten, die nur für den bäuerlichen Hausbedarf bestimmt waren. über die Tierhaltung gibt die im Jahre 1790 verfertigte „Schaumbur- ger Oberamts Untertanen Tabelle" Auskunft, die besagt, daß in Schmelz (Außen und Bettingen, die Zahlen in Klammern stehen für Außen), neben der
Angabe der Haushalten von | 163 ( 97) |
---|---|
der Kinder | 439 (235) |
und der Gesinde | 27 ( 14) |
nachstehende Tiere gezählt wurden: | |
Pferde | 174 (125) |
Rindvieh | 669 (392) |
Schweine | 396 (285) |
Ziegen | 150 (101) |
Schafe | 1246 (750). |
Aus
diesen Ausführungen geht hervor, daß zu Ende des 18. Jahr-
hunderts die heutige Gemeinde Schmelz sowohl einwohner- wie auch
tierbestandsmäßig die größte Gemeinde der 30 zum
Oberamt Schaum- burg gehörenden Orte war. Diese Tabelle spricht
von einem verhältnismäßig großen Tierbestand
unserer Gemeinde und bestätigt die Existenzgrundlage der damaligen
Bevölkerung: ein Bauerntum mit großer Viehhaltung.
Vorgenannter Tabelle steht nun eine Statistik des Amtes Schmelz aus den vergangenen 60 Jahren gegenüber:
|
1912 |
1935 |
1950 |
1960 |
1972 |
Viehhaltende Haushaltungen |
512 |
719 |
757 |
658 |
|
Pferde |
137 |
69 |
33 |
24 |
14 |
Rinder |
852 |
755 |
620 |
387 |
607 |
Ziegen |
479 |
575 |
703 |
98 |
4 |
Schweine |
938 |
1032 |
602 |
458 |
332 |
Schafe |
- |
- |
- |
- |
380 |
Der
Bestand an Kaninchen, Hühnern, Gänsen, Tauben ist im
großen und ganzen aus Freizeitgestaltungsgründen geblieben.
Erwerbsmäßig bildet eine Hühnerfarm die Ausnahme. Die
Bienenzucht ging seit 1965 stark zurück. In 6 Haushaltungen werden
noch etwa 80 Völker gehalten gegenüber 25 Haushaltungen mit
350 Völkern im Jahre 1965. Mehr denn je wird die Umwelt, der
Lebensraum der Bienen verschmutzt, vergiftet und eingeengt.
Seit 1968 registriert ein pflanzenphänologischer Dienst in der
Gemeinde neben den Wachstumserscheinungen vieler wildwachsender
Pflanzen alle landwirtschaftlichen Kulturpflanzen wie Sommer- und
Wintergetreide, Hackfrüchte, Futterpflanzen, Feldgemüse, Obst
und Beeren sowie Sonderkulturen. Diese Lebens- oder Wachstumsphasen an
Pflanzen gestatten bereits heute Aussagen sowohl über die
klimatische Gunst oder Ungunst der einzelnen Gebiete als auch der
jeweiligen, gerade abgelaufenen Witterung einer Zeitspanne im Vege-
tationsjahr oder einer Wachstumsperiode zu machen.
Rückschlüsse auf Klima und Witterung sind zutreffend.
Ohne an dieser Stelle auf letztere Erscheinungen einzugehen, sollen
hier die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen der Gegenwart der
Erntefolge nach genannt seien:
Frühkartoffeln Sommergerste Winterroggen
Winterweizen Hafer Silomais Spätkartoffeln Futterrüben Nicht
angebaut werden Sommerweizen und Wintergerste. Der Buch- weizenanbau
endete in den Nachkriegsjahren. Weit zurückgegangen ist der Anbau
von Zuckerrüben, Raps als Futterpflanze, Rotklee und Luzerne sowie
Feldgemüse.
Erwähnt seien noch:
Wiese Heuschnitt............ Mitte Juni
Grummetschnitt.............. Anfang August
Beginn des Weidegangs....Ende April
Ende des Weidegangs...... Mitte — Ende Okt.
Das
Bild der Landwirtschaft wäre lückenhaft, fände nicht der
Hausgarten Erwähnung. So wie in den letzten zwei Jahrzehnten,
bedingt durch besseren Lebensstandard, die Außen- und
Innenarchitektur Vorteile in der Wohnkultur brachten, so hat sich auch
ein sichtbarer Wandel in der Anlegung von Gärten vollzogen.
Dominierend ist der gepflegte Rasen mit ausgewogenen Anpflanzungen der
verschiedensten Koniferenarten, Laubbäumen, Ziersträuchern,
Stauden oder Blumenrabatten. U. a. weist hier die Literatur in Schrift
und Bild in reichhaltiger Auswahl für große und kleine
Gärten viele Anlagemöglichkeiten aus. Ein
Vorgarten-Wettbewerb Anfang der 60er Jahre trug mit bei zur
Verschönerung des Ortsbildes. Seither wuchs die Zahl schöner
Gärten vornehmlich in Neubaugebieten und insbesondere Gärten
individueller Art in den Wochenendgebieten, Gärten, die der
Freizeitgestaltung bis hin zu Gartenanlagen mit Schwimmbecken, die alle
der Entspannung und Erholung dienen, Gärten, die Quellen der
Freuden und Jungborne der Gesundheit bedeuten. Die Stille des alten
Gartens, der eng mit dem Bauernhof bzw. einer Haushaltung verbunden
war, trifft man nur vereinzelt an. Das Wissen um viele Arznei- und
Würzkräuter ist durch vorgefertigte Zusammen- stellungen in
getrocknetem oder anderweitig konserviertem Zustand für die
verschiedensten Bereiche der Gesundheit, der Krankheit und der
Zurichtung von Speisen durch bequemen Einkauf auf Märkten, in
Geschäften, Drogerien und Apotheken in Vergessenheit geraten.
Dennoch sollen die Pflanzen genannt seien, die heute im Stillen einiger
Hausgärten gepflegt werden oder unbewußt ihr Dasein
behaupten, während sie in früheren Jahren vorherrschend mit
einbezogen waren in das Reich der Küche, der Lebenshaltung und der
Gesundheit.
Angelika, Engelswurz Basilikum, Basilienkraut Bohnenkraut Boretsch, Gurkenkraut Dill Estragon Fenchel Gartenkresse Kapuzinerkresse Kerbel, Gartenkerbel Knoblauch Koriander Kümmel Lavendel Liebstöckel, Maggikraut Majoran Meerrettich Melisse, Zitronenmelisse Petersilie Pfefferminze Salbei Thymian Wermut |
Angelica archangelica Ocimun basilicum Satureja horlensis Borago oflicinalis Anelhum graveolens Artetnisia dracunculus Foeniculum vulgare Lepidium sativum Tropaeolum majus Anthriscus cerelolium Allium sativum Coriandrum sativum Carum carvi Lavendula angustilolia Levisticum ollicinale Majorana hortensis Armoracia lapathilolia Melissa ollicinalis Petroselinum hortense Mentha piperita Salvia ollicinalis Thymus vulgaris Artemisia absinthium |
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Es ist der ländliche Typ des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. — Im wärmsten Teil des Hauses war der Stall. Von hier aus hatte man auf der einen Seite direkt Zugang zur Wohnung, auf der anderen Seite zur Scheune. Eine Tür führte über den Flur zur Küche, die zum Hofgelände lag. Zur Straßenseite lag die gute Stube. Eine Treppe führte zum 1. Stock, den Schlafzimmern. Der Stall barg neben dem Platz für Großvieh abgeteilt den Schweinestall. In einer Ecke waren Sitzstangen für Hühner angebracht, die durch eine kleine Öffnung nach außen über eine Hühnerleiter zu erreichen waren. Auch Kasten für Eiablage befanden sich hier. Die Scheune war breit und hoch genug, um beladene Erntewagen zufassen. Über eine senkrecht stehende Leiter gelangte man zur Tenne, dem Stroh-oder Heuboden, die über der Stallung lag. An der Straßenseite war in unmittelbarer Nähe des Stalles die Mist und Jauchegrube, meist aus Zweckmäßigkeitsgründen, da die vorbeiführende Straße eine gute Abfahrtsmöglichkeit bot. Hier war der Vorplatz oft befestigt durch in den Boden gekeilte hochgestellte Wacken oder Pflastersteine. Dem Hause angelehnt war der Schopp, meist offen überdacht. Hier standen ein 4rädriges Wagenuntergestell, das als Kasten- oder Leiterwagen vielseitig eingesetzt werden konnte, ein zweirädriger Dümmelkarren zur Beförderung kleinerer Lasten, der mit verlängertem Haltebalken auf dem Vorderpflug eingehangen wurde, Pflug, Walze, Egge und ein hölzernes Jauchefaß, mit aufkommender Motorisierung auch der Traktor mit dazugehörenden Geräten. Heute zeigt nachstehende Zeichnung den modernen Hof dergleichen Familie außerhalb des Ortes inmitten der dazugehörenden Äcker und Wiesen. Das Wirtschaftsgebäude beinhaltet eine mustergültige Rindviehhaltung mit mechanischer Melkanlage und bakteriologisch einwandfreier Milchführung zum Sammelraum, eine große Tenne mit mechanischer Toreinfahrt und freier Durchfahrt zum Vieh.
Hof Leo Endres, Schmelz-Bettingen — Erbaut 1970 —
In der ebenerdigen Tenne können getrennt 7 000 Preßballen Stroh und Heu für den Winter gelagert werden. Eine mechanische Säuberung des Stallbodens sorgt für beste Hygiene bis zur Stapelung im Freien seitlich des Gebäudes und leichter Weiterbeförderung ins zu düngende Gelände, über der Mitte des Wirtschaftsgebäudes erhebt sich ein 16 m hoher Heuturm mit einem Fassungsvermögen von ca. 500 cbm bei 8 m Durchmesser. Vorteil dieser Lagerung ist eine Unterdachtrocknung und mech. Weiterführung des Futters zur Tenne. Die Räume des Wohnhauses, Küche, Schlaf-und Wohnzimmer, Büro, Diele, Bad und Dusche, sind aufgrund von Erfahrungen nach modernen Gesichtspunkten aufeinander abgestimmt. Zur Straßenseite hin ziert den Gebäudekomplex eine Grünanlage mit heimischen Koniferen, Laubbäumen, Ziergehölzen und ausdauernden Stauden. Alle neuen Höfe stehen in ungefährer Anordnung wie vorgenannt in der Feldmark. So zeigt sich heute auf dem Schmelzer Bann die neue Kulturlandschaft, in der der Bauer erst aus dem Acker einen Acker machte. Möge diese alte Weisheit heute wiederum mehr denn je zutreffen in einer Zeit, in der Düngung, biologische und chemische Schädlingsbekämpfung die einzigsten Mittel sind, um die Produktion zu sichern und Mono- kulturen aufrechtzuerhalten, die allein marktgerecht zu produzieren vermögen. Sichtbar brachte die Produktion unter Einsatz u. a. von Herbiziden und Insektiziden für jeden Bauer in den letzten Jahren finanziellen Wohlstand; doch soll der Bauer in dem Bewußtsein, daß eine Störung des biologischen Gleichgewichtes unausbleiblich ist, nicht auf rein egoistische Vorteile bedacht sein, sondern die Früchte seiner Arbeit sollen mehr Erzeugnisse auf Grund seiner geistigen Haltung der Ehrfurcht vor dem Leben in der Natur und letztlich dem Menschen gegenüber selbst sein. Das ökologische System der Schmelzer Kulturlandschaft war früher in guter Ordnung und dürfte es heute wieder sein oder werden.