1 . Die Landschaft unserer Heimat

Von Hans Back

(Kunstmaler, Schnitzer aus Schmelz)

Allgemeines                                                                                                                                                                     Zeichnung v. 1754

Schmelz ist die Einheit der früheren Gemeinden Außen und Bettingen sowie der Ortsteile Goldbach und Schattertriesch in den Seinsbereichen der anorganischen und belebten Naturlandschaft sowie der größtenteils vorherrschenden Kulturlandschaft als historisch geprägtes Gebilde, in dem die Lebensformen und Ideen früherer Gesellschaften auch in der Gegenwart noch in vielfältiger Weise wirkende Realität sind. Die verschiedensten Beiträge in diesem Buche werden mit zum Verständnis und der Ausdrucksweise des Totalcharakters unserer Heimatlandschaft in Bezug des substanziellen und formalen Aufbaues, der Entstehung, des Klimas, der Witterungseinflüsse, der Veränderungen der Landnatur und Werden der Kulturlandschaft, der Geschichte, der Bevölkerung, Gesellschaft und Religion, des Bauwesens sowie der Pflanzen- und Tierwelt beinhalten. Allein schon die markanten Wesensunterschiede im geologischen Aufbau unserer Heimaterde lassen eine Betrachtung im Ganzen nicht zu. Zu Anfang sollen nur zeitentsprechend nüchtern, realistische Eindrücke über die räumliche Gesamtwirkung des jeweiligen Standpunktes geschildert werden. In den Schmelzer Landschaftsraum führen Straßen und Wege aus den vier Himmelsrichtungen, deren Verlauf mit den Wegen vor Jahrhunderten heute noch weit übereinstimmen.
Von Süden, aus Hüttersdorf kommend, präsentiert Schmelz seine umweltfreundlichen in Grünanlagen gebetteten Industrieansiedlungen beiderseits der Prims. Bis zur Ortslage sind zurzeit noch Wiesen vorgelagert. Der Ortsteil Außen zeigt sich von hier in einem harmonisch ländlichen Baustil, dessen Häuser auf dem vom Gischberg leicht abfallenden Höhenrücken bis zum Stauden den Horizont bilden, gekrönt von der Kirche St. Marien. Ein Waldstück, die Heide, bildet die Grenze zur Gemeinde Hüttersdorf. Gerade dieser Mischwald dient mehr denn je durch die ortsnahe Lage mit Schwimmbad, Freibad, Liegewiesen, Sportanlagen und Spazierpfaden der Gesunderhaltung des Menschen. Die Rinnsale dieses Walddistriktes, Bohns- und Schmoberbach, versiegen im Vorgelände der Prims. Ortswärts der Prims erstreckt sich der Ortsteil Bettingen auf ansteigendem hügeligem Gelände zwischen den fünf mehr oder weniger wasserführenden Bächen Todenbach, Blaubach, Birrbach, Goldbach und Solbach. Die alten Quellen der Toden-und Birrbach spenden in den Sommermonaten kein Wasser; nur die Quelle des Gemelborns speist den Birrbach bis zur Mündung. Außer den Quellmulden des Goldbaches, im Oberlauf „Sauer", fließt erstes Was- ser nahe der ostwärtigen Banngrenze zur Gemeinde Gresaubach. Mehrere kleine Rinnsale der Todenbach liegen im südostwärtigen Bruchwald, der zur Gemeinde Niedersaubach zahlt. Die beiden Solbachquellen befinden sich im Waldgebiet des Großen Horst. Ab Solbachtal steigt das Gelände von einer Durchschnittshöhe von 235 m bis zur Höhenlage des Großen Horstes im Norden in 1000 m Entfernung auf 394 m an. Dem Waldrand ist nach Süden der Rengeskopf mit der Kapelle „Marienfried" und einem Wochenend-Siedlungsgebiet vorgelagert. 
Die Tallage von Süd nach Nord läßt nur auf 2 km bis zum Rengeskopf und dem gegenüberliegenden Himmelberg eine geschlossene Bau- weise zu. Hier verengt sich das Primstal zum ersten Male auf etwa 300 m. Weiter nach Norden zeigt sich das anfangs erweiterte Tal fast noch unberührt mit seinen Wiesen Geisel und Langenau und dem gewundenen Lauf der Prims zwischen Pappeln, Weiden, Erlen und Eschen von seiner idyllischsten Seite. Bis zur Michelbacher Brücke sind Gottesbelohnung und die Wochenendhäuser am Welberschberg und die gegenüberliegenden wenigen Wohnhäuser am Fuße des Horstes harmonisch im Landschaftsbild eingebettet. Auch Tennisplätze und Campinganlage stören nicht die Harmonie; im Gegenteil, letztere Anlage würde gewiß zu den schönsten der Heimat zählen, wenn der Faktor „Umweltverschmutzung" hier nicht in den letzten 15 Jahren den negativen Ausschlag gegeben hätte. Wenn auch die vermutete Staubschadenzone bis zur Höhe des Horstes mit dem jährlichen Durchschnitt von 4—6 dz/ha schwache chron. Schäden hervorrufen kann, so wäre dieses das kleinere Übel gegenüber der Verschmutzung der Prims. Bereits seit einem Jahrzehnt hat sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt. Das Freibad am Campingplatz mußte geschlossen werden. Der Grad der Verschmutzung war derart hoch, daß sogar ein Fischsterben einsetzte. Dank der zuständigen Stellen der Wasserwirtschaft scheint der fortschreitenden Verschmutzung endlich Ein-halt geboten zu sein. Mehr als jede andere Primstalgemeinde hat in den vergangenen Jahren gerade Schmelz erfahren, daß der Wasser- schutz für Mensch und Natur von lebenswichtiger Bedeutung ist und Erhaltung und Sicherung eine Grundvoraussetzung der Daseinsfürsorge sind. Trotz dieses intern ortseigenen Mißklanges gewährt den Durchreisenden ein Hauch von Romantik die B 268 Saarbrücken' Trier, die Strecke ab der kleinen stillgelegten Steinbrüche am Kuppen bis zum Ortsteil Schattertriesch, der Blick zum gegenüberliegenden Großen Horst mit dem Bettinger Hartsteinwerk. Besonders an Sommer- oder Herbstabenden erglühen die vielen Terrassen und Steilwände, die sich in den letzten Jahren weit in den Horst verlagert 
haben, in einem warmen goldbraunen Lichte.


Die stark angestiegene Produktion dieses Werkes hat den bislang markanten Einschnitt des Primstales, insbesondere die westliche Silhouette des Horstes ver- ändert; sein Grat ist gebrochen. Mit dem jungen Ortsteil Schattertriesch, der an der engsten Stelle des Primstales (ca. 100 m) jeden Meter Bauland erschloß, endet auch die Gemeinde Schmelz nach 4 km NS-Richtung. 

Von Ost nach West zählt der Schmelzer Bann ca. 6 km. Der gesamte Bann ist von der beherrschenden Höhe des Gischberges außer der Talsohle der Prims einzusehen, insbesondere die noch nicht erwähnte Bebauung am Roschberg auf Schmelz-Außener Gemarkung sowie das Gewerbe-und Industriegebiet Ost und die fortschreitende Bebauung auf Schwammheck auf Schmelz-Bettinger Gemarkung. Verständlich ist diese Höhe nicht nur in guten Zeiten der Aussicht dienend und rückerinnernd an „Graf Haeselers-Zeiten", der von hier die friedensmäßigen Einsatzübungen (Manöver) lenkte, sondern auch im letzten Weltkriege für Beobachter, Schall-und Lichtmessung, die gegebene Höhe war. Der Gischberg ist Wasserscheide. In seinen Ausläufern fließen nach Westen, leicht abfallend, Kladerbach in Richtung Düp- penweiler und Oppener Bach der Saar zu; nach Osten, der Prims zu, so der Hombach mit seiner ersten Quelle am Augenborn durch die Gewanne Eschwies und Hombach auf den Hüttersdorfer Bann, Hinz- bach und Eichelsbach (ab Zusammenfluß: Müllenbach). Auch Teilquellen der Michelbach entspringen den nördlichen Ausläufern des Gischberges und fließen zwischen Schatterberg und Welberschberg bei der Michelbacher Brücke der Prims zu. Erholend und beruhigend ist von dieser Höhe der Blick weit in unser Heimatland hinein und erfreuend am wohlbestellten Acker und den verstreut liegenden einsam erscheinenden Bauernhöfen. 
N a t u r g e o g r a p h i s c h liegt Schmelz im Saar-Nahe-Bergland, einer leicht hügeligen (buckeligen) abwechslungsreichen Landschaft mit Wäldern, Flüssen und Wiesen. Innerhalb dieses Gebietes zählt Schmelz zur Teillandschaft „Nordsaarländisches Berg-und Hügel- land", zu der das Gebiet zwischen Lebach—Ottweiler—Höcherberg— St. Wendel — Nonnweiler — Wadern — Michelbach — Littermont oberes Köllertal zählt. Dargestellt ist Schmelz in amtlichen Karten, von denen hier nur die wichtigsten genannt seien. 

Topographische Grundkarte des Deutschen Reiches 1 ;5000. Da diese Karte alle Gebäude, Wege, Grundstücksgrenzen, usw. enthält und vom Ministerium für Finanzen und Forsten der Regierung des Saarlandes, Abteilung „Kataster- und Vermessungswesen" in kürzeren Zeitabständen alle von den staatlichen Katasterämtern gemeldeten 
kultur- und naturlandschaftlichen Veränderungen nachgetragen wer- den, bedeutet sie für alle staatlichen und privaten Planungen (Bau- vorhaben, Wegeanlagen, Flurumlegungen, Leitungsbauten usw.) das wichtigste Kartenwerk. Darüberhinaus stellen die Kartenblätter einen hohen quellenmäßigen Wert für eine spätere siedlungsgeschichtliche Forschung eines Ortes dar. Für Schmelz kommen die Kartenblätter Nr. 6080 ; 6280 ; 6078 ; 6278 -, 6478 , 6076 ; 6276 ; 5678 \ 5878 ; 5876 ; 5676 und 5880 in frage.

Topographische Karte des Deutschen Reiches 1:25000. Diese so genannten „Meßtischblätter" sind Gradabteilungskarten. Den Bann Schmelz findet man in den Blättern Nr. 6506 Reimsbach und Nr. 6507 Lebach. Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000. Schmelz ist verzeichnet auf den Einzelblättern 554 Saarlouis und 555 St. Wendel, auf dem Großblatt (früher „Einheitsblatt") Nr. 129, das die Einzelblätter Saarburg, Birkenfeld, Saarlouis und St. Wendel zusammen gefasst.

Außer vorgenannten Karten weist die Kartographie Vergrößerungen der Meßtischblätter auf 1 : 10 000 sowie Ubersichtskarten im Maßstab 1 : 200 000, 1 :250 000 und 1 : 300 000 auf. Unsere Heimat finden wir weiter auf französischen Karten verschiedener Maßstäbe.

„Spezialkarte der Saargegend" von Henry SENGRE um 1730

Namenskundlichgeschichtlich gesehen, soll die älteste Darstellung unseres Raumes nicht unerwähnt bleiben in der „Spezialkarte der Saargegend" von Henry SENGRE Paris (um 1730) Teil 2 der großen Rheinkarte. Schmelz finden wir hier innerhalb der Grenzen „Prevoste et Chastelenie de Chombourg" unter den damaligen Ortsbezeichnungen „ASSENE und BETTING'. Auch die „Karte der Mosel und der Saar nebst den angrenzenden Gebieten von J.L.K, um 1740" nennt BETTING. Auf die Beschreibung der Geographie unserer Heimat ging bereits 1690 die bei Christoph Riegel zu Frankfurt und Leipzig erschienene „Ausführliche und Grundrichtige Beschreibung der Vier Weltberühmten Ströme Mosel Saar; Neckar und Mayn" ein. U.A. lautet der Text des Verfassers: . . . Von Saarbrück kommt die Saar auf Saar Louis u. f. auf Walderfang I dabey liegen an einem Flüßlein: Roden Welingen Erkbach Frauenlauter / Einsdorf, Ueber Walderfang kommt der Bremß-Fluß in die Saar. An selbigem liegen: Diling / Nolbach / Heimersdorff / Assene I Barbach / Wadern / Grimburg / Vadril / Dagstul Castell / Cretenick / Bisfeld / Betting, usw.
Grundlage jeder exakten Kartographie und weiteren Vermessungen von Standpunkten bilden die Trigonometrischen Punkte. In der Gemarkung Schmelz-Bettingen steht ein markierter Vermessungspunkt (TP 279,8) auf der Grenzlinie der Gewannteilung „Auf dem Schachen" „Schachen auf dem Schindgraben" in der Nähe des Bruchwaldes an der Todenbach. — Die höchstgelegene Stelle auf freiem Feld in vor-genannter Gemarkung ist die Flur „Auf der Rheinstraße"(Renn-straße). Nur wenige Meter von hier entfernt befindet sich der TP 325 am Wasser-Hochbehälter auf dem Niedersaubacher Bann. — TP 289,2: Limbacher-Straße unweit des Feldkreuzes in der Flur „Auf dem Steintriesch unterm Burgert". — Der TP 413,4 m, der die höchste Erhebung des Großen Horstes anzeigt, befindet sich auf der Gemar- kung Limbach. In der Gemarkung Schmelz-Außen liegt der TP 300,7 in der nördlichst gelegenen Flur „Auf der Krotzheck", obwohl der in der Nähe gelegene Schatterberg 311,8 m zählt. Auf dem Himmelberg zeigt ein Vermessungspunkt in der Gewann „Auf die Stauden" ebenfalls 311,3 m an. Die höchste Erhebung des Schmelz-Außener Bannes ist der Gischberg (Goesberg). Der TP 349,9 steht wenige Meter nördlich der Reimsbacher Straße zwischen Wasser-Hochbehälter und dem Jagdhaus (Grenze der Gewanne „Oben auf Goesberg" / „Oben auf Weierchen"). Inmitten Gelände Oppener Straße ' Mockenbach, in der Teilung „Auf hinterst Kaul", fast an der Banngrenze zu Reimsbach, steht der TP 309. Von hier fällt das Gelände ins Oppen-Reimsbacher Tal ab. Der unregelmäßige Grenzverlauf des Schmelzer Bannes im Norden und Westen berührt auf je ca. 1 km beiderseits der Prims unterhalb der Schartenermühle den Bann Limbach, nach Westen je 3 km der Grenzlinie folgend, die Banne Michelbach und Geisweilerhof. Die Banngrenze zu Oppen verläuft im Räume von nur 500 m Luftlinie. Ihr schließt sich im Westen auf 2 km Länge, am Kansaserhof vorbei, die Gemeinde Reimsbach nachbarlich an. Auf 1300 m ist im SW Düppenweiler, im ganzen Süden auf 6 km Länge Hüttersdorf unser großer Nachbar. (Siehe Übersichtskarte der Gemarkungen Schmelz mit eingetragenen Fluren und Gewanne.)

Landwirtschaft

Die Grundlagen eines bodenständigen Bauerntums bilden die natur- gegebenen Faktoren Boden und Klima. Entscheidend zur Prägung einer Kulturlandschaft ist selbstverständlich der arbeitende Mensch, wenn auch geschichtlich gesehen die freie Entfaltung durch einschränkende Besitzrechte und persönliche Hörigkeiten durch Jahrhunderte begrenzt war. Der Ackerbau vollzog sich bis um die Jahrhundertwende noch in der Art der aus Karls des Großen Zeiten hergebrachten Dreifelderwirt- schaft mit ihren jährlich wechselnden Parzellen für Winter- und Sommerfrucht und die Brache. Der reine Weidegang kannte keine Stallmistdüngung. Die Stallhaltung der Winterszeit lieferte nur für wenige Äcker Düngung. Man war auf das Abbrennen der Brachflächen und der sich gebildeten Grasnarbe angewiesen. Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Linsen, Erbsen und Buchweizen waren die üblichen Feldfrüchte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde mit dem Anbau von Kar- toffeln im freien Felde begonnen. Mit dem Obstbau war es nicht weit bestellt. Gepflanzt wurden nur klimafeste Sorten, die nur für den bäuerlichen Hausbedarf bestimmt waren. über die Tierhaltung gibt die im Jahre 1790 verfertigte „Schaumbur- ger Oberamts Untertanen Tabelle" Auskunft, die besagt, daß in Schmelz (Außen und Bettingen, die Zahlen in Klammern stehen für Außen), neben der

Angabe der Haushalten von 163 ( 97)
der Kinder 439 (235)
und der Gesinde 27 ( 14)
nachstehende Tiere gezählt wurden:
Pferde 174 (125)
Rindvieh 669 (392)
Schweine 396 (285)
Ziegen 150 (101)
Schafe 1246 (750).

Aus diesen Ausführungen geht hervor, daß zu Ende des 18. Jahr- hunderts die heutige Gemeinde Schmelz sowohl einwohner- wie auch tierbestandsmäßig die größte Gemeinde der 30 zum Oberamt Schaum- burg gehörenden Orte war. Diese Tabelle spricht von einem verhältnismäßig großen Tierbestand unserer Gemeinde und bestätigt die Existenzgrundlage der damaligen Bevölkerung: ein Bauerntum mit großer Viehhaltung. 
Vorgenannter Tabelle steht nun eine Statistik des Amtes Schmelz aus den vergangenen 60 Jahren gegenüber:

 

1912

1935

1950

1960

1972

Viehhaltende Haushaltungen

512

719

757

658

 -

Pferde

137

69

33

24

14

Rinder

852

755

620

387

607

Ziegen

479

575

703

98

4

Schweine

938

1032

602

458

332

Schafe

-

-

-

-

380


Deutlich ist ein starker Rückgang des Großviehbestandes seit dem 2. Weltkrieg eingetreten. Der Ziegenbestand stieg; die Ziege war in diesen Jahren die „Kuh" vieler kleiner Haushalte. Der alsdann einsetzende rapide Rückgang der Ziegenhaltung ist nicht nur der Aufgabe landwirtschaftlicher Nebenbetriebe zuzuschreiben, sondern hauptsächlich dem aufkommenden Wohlstand. Vorgenannte Gründe bedingten auch den Rückgang der Schafhaltung. Mit der Einführung der künstlichen Besamung der Rinder und Ziegen ist die Haltung von männlichen Tieren auf ein Mindestmaß zurückgegangen. 

Der Bestand an Kaninchen, Hühnern, Gänsen, Tauben ist im großen und ganzen aus Freizeitgestaltungsgründen geblieben. Erwerbsmäßig bildet eine Hühnerfarm die Ausnahme. Die Bienenzucht ging seit 1965 stark zurück. In 6 Haushaltungen werden noch etwa 80 Völker gehalten gegenüber 25 Haushaltungen mit 350 Völkern im Jahre 1965. Mehr denn je wird die Umwelt, der Lebensraum der Bienen verschmutzt, vergiftet und eingeengt. 
Seit 1968 registriert ein pflanzenphänologischer Dienst in der Gemeinde neben den Wachstumserscheinungen vieler wildwachsender Pflanzen alle landwirtschaftlichen Kulturpflanzen wie Sommer- und Wintergetreide, Hackfrüchte, Futterpflanzen, Feldgemüse, Obst und Beeren sowie Sonderkulturen. Diese Lebens- oder Wachstumsphasen an Pflanzen gestatten bereits heute Aussagen sowohl über die klimatische Gunst oder Ungunst der einzelnen Gebiete als auch der jeweiligen, gerade abgelaufenen Witterung einer Zeitspanne im Vege- tationsjahr oder einer Wachstumsperiode zu machen. Rückschlüsse auf Klima und Witterung sind zutreffend. Ohne an dieser Stelle auf letztere Erscheinungen einzugehen, sollen hier die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen der Gegenwart der Erntefolge nach genannt seien: 
Frühkartoffeln Sommergerste Winterroggen Winterweizen Hafer Silomais Spätkartoffeln Futterrüben Nicht angebaut werden Sommerweizen und Wintergerste. Der Buch- weizenanbau endete in den Nachkriegsjahren. Weit zurückgegangen ist der Anbau von Zuckerrüben, Raps als Futterpflanze, Rotklee und Luzerne sowie Feldgemüse. 

Erwähnt seien noch:

Wiese Heuschnitt............ Mitte Juni
Grummetschnitt.............. Anfang August
Beginn des Weidegangs....Ende April
Ende des Weidegangs...... Mitte — Ende Okt.

Das Bild der Landwirtschaft wäre lückenhaft, fände nicht der Hausgarten Erwähnung. So wie in den letzten zwei Jahrzehnten, bedingt durch besseren Lebensstandard, die Außen- und Innenarchitektur Vorteile in der Wohnkultur brachten, so hat sich auch ein sichtbarer Wandel in der Anlegung von Gärten vollzogen. Dominierend ist der gepflegte Rasen mit ausgewogenen Anpflanzungen der verschiedensten Koniferenarten, Laubbäumen, Ziersträuchern, Stauden oder Blumenrabatten. U. a. weist hier die Literatur in Schrift und Bild in reichhaltiger Auswahl für große und kleine Gärten viele Anlagemöglichkeiten aus. Ein Vorgarten-Wettbewerb Anfang der 60er Jahre trug mit bei zur Verschönerung des Ortsbildes. Seither wuchs die Zahl schöner Gärten vornehmlich in Neubaugebieten und insbesondere Gärten individueller Art in den Wochenendgebieten, Gärten, die der Freizeitgestaltung bis hin zu Gartenanlagen mit Schwimmbecken, die alle der Entspannung und Erholung dienen, Gärten, die Quellen der Freuden und Jungborne der Gesundheit bedeuten. Die Stille des alten Gartens, der eng mit dem Bauernhof bzw. einer Haushaltung verbunden war, trifft man nur vereinzelt an. Das Wissen um viele Arznei- und Würzkräuter ist durch vorgefertigte Zusammen- stellungen in getrocknetem oder anderweitig konserviertem Zustand für die verschiedensten Bereiche der Gesundheit, der Krankheit und der Zurichtung von Speisen durch bequemen Einkauf auf Märkten, in Geschäften, Drogerien und Apotheken in Vergessenheit geraten.
Dennoch sollen die Pflanzen genannt seien, die heute im Stillen einiger Hausgärten gepflegt werden oder unbewußt ihr Dasein behaupten, während sie in früheren Jahren vorherrschend mit einbezogen waren in das Reich der Küche, der Lebenshaltung und der Gesundheit.

Angelika, Engelswurz
Basilikum, Basilienkraut
Bohnenkraut
Boretsch, Gurkenkraut
Dill
Estragon
Fenchel
Gartenkresse
Kapuzinerkresse
Kerbel, Gartenkerbel
Knoblauch
Koriander
Kümmel
Lavendel
Liebstöckel, Maggikraut
Majoran
Meerrettich
Melisse, Zitronenmelisse
Petersilie
Pfefferminze
Salbei
Thymian
Wermut
Angelica archangelica
Ocimun basilicum
Satureja horlensis
Borago oflicinalis
Anelhum graveolens
Artetnisia dracunculus
Foeniculum vulgare
Lepidium sativum
Tropaeolum majus
Anthriscus cerelolium
Allium sativum
Coriandrum sativum
Carum carvi
Lavendula angustilolia
Levisticum ollicinale
Majorana hortensis
Armoracia lapathilolia
Melissa ollicinalis
Petroselinum hortense
Mentha piperita
Salvia ollicinalis
Thymus vulgaris
Artemisia absinthium
Neben diesen Heil- und Würzpflanzen bildeten die Gemüsebeete den Hauptbestandteil des Gartens. U. a.: Verschiedene Kohlarten — Stan- gen-und Buschbohnen — Erbsen — Spinat, Mangold und Schwarzwurzeln — Sellerie und Rettiche — Gurken und Kürbisse — Porree, Schnittlauch und Zwiebeln — Salate, Löwenzahn und Mausohr — Rote Rüben — Möhren — Erdbeeren und Tomaten.
Dem Pfade entlang standen in vielen Zuchtformen Johannisbeer- und Stachelbeersträucher, Himbeeren, seit einigen Jahren als Neuheit stachelfreie Brombeeren und Strauch-Heidelbeeren, Rhabarber und vereinzelt Traubenstöcke. Im Blumenflor fehlten nie Astern, Rosen, Dahlien, Lilien, Sonnenblumen, Stockmalven und Königskerzen. Solitär barg der Hausgarten meist einen Lorbeer-, Wacholder-und Holunderstrauch sowie einen Buchsbaum (Palmstrauch). Ein Walnußbaum fehlte selten auf dem Hofgelände.
Eine bereits um die Jahrhundertwende beginnende Abwanderung von Arbeitskräften aus ländlichen Bezirken in den Bergbau und in Hüttenwerke, bedingt durch bessere Verdienstmöglichkeiten; aber auch die durch seit Generationen verbreitet vorgenommene Erbteilung des Ackerlandes, die zum Höchstmaß der Kleinparzellierung in den 40er Jahren geführt hat und rein arbeitsmäßig gesehen, die verhältnismäßig stark reliefierte Flur des Schmelzer Bannes sowie die weniger fruchtbare Verwitterungserde des Rotliegenden die Faktoren bildeten, die neben des Rückganges der Landwirtschaft in Kleinbetrieben, die Lebensgrundlage gefährdeten, erfolgten in den vergangenen 20 Jahren zur Verbesserung der Agrarstruktur einschneidende Maßnahmen, die einzig in den vergangenen Jahrhunderten, ja selbst seit der ersten geschichtlichen Nennung von Außen und Bettingen dastehen. Darüber hinaus haben sich die Maßnahmen, die 1951 52 mit der Flurbereinigung eingeleitet wurden und in erster Linie der Verbesserung der Agrarstruktur galten, zu einem wirksamen Instrument der Neuordnung des ländlichen Raumes überhaupt entwickelt. Sie bildeten die Grundlage zur Bereitstellung von Bauland, zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbebetrieben, zur Landbereitstellung für kommunale Einrichtungen, sie ermöglichten Straßenbau und Ausbau des ausgedehnten Netzes von Feldwirtschaftswegen sowie Regulierung von Bächen und der Prims. Allgemein äußert sich die Tagespresse über die Neuordnung des ländlichen Raumes wie folgt:“ . . Die Flurbereinigung folgt damit den strukturellen Entwicklungstendenzen des ländlichen Raumes von einer rein landwirtschaftlichen zu einer allgemeinwirtschaftlich orientierten Region mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensgrundlage schlechthin. Im Industrieland Saar, heißt es in einer Verlautbarung des Ministers für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, werden die Flurbereinigungsmaßnahmen von dieser Entwicklung besonders stark geprägt" — Im Großen gesehen bewirken diese Maßnahmen ohne Zweifel eine Verbesserung der Kulturland- schaft und der Landwirtschaft sowie der Verbesserung der Erholungsfunktion der Landschaft. Damit ist auch Schmelz über die rein agrarische Aufgabe hinaus in der Neuordnung des ländlichen Raumes mit einbegriffen, so wie sich bereits das erweiterte Ortsbild heute nach einem Jahrzehnt präsentiert.
Ein Gang durch die Schmelzer Feldmark ist zu jeder Jahreszeit ohne Tadel und erinnert an die uralte Weisheit: „Reichtum an Getreide bedeutet Macht!" Zu keinen Zeiten stand auf der Schmelzer Flur das Getreide in solch großen Anbauflächen, so üppig, so rein, als Zeugen der neuen Landbewirtschaftung; fürwahr eine optimistische Feststellung bei gesunder Einbettung der Flur in nahegelegenen Waldungen. Dieser Strukturverbesserung gingen in den Jahren 1948 52 Bodenuntersuchungen voraus. Unterschiedliche Bodenqualitäten sollten in den neuen Besitzverhältnissen berücksichtigt werden. Durch das Bodenwirtschaftsamt Saarbrücken wurde im Gemarkungsteil Schmelz-Außen alsdann ein beschleunigtes Zusammenlegungs verfahren durchgeführt, für Schmelz-Bettingen war zuständig die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation (GFK) Saarbrücken. Letztere führte ebenfalls als gemeinnütziges ländliches Siedlungsunternehmen im Saarland die Siedlungsmaßnahmen durch. Es entstanden 10 neue Bauernhöfe, so daß unter Berücksichtigung zweier Bauernhöfe, die bereits außerhalb der Ortslage sich befanden, von den insgesamt 16 größeren landwirtschaftlichen Betrieben der Gemeinde Schmelz, sich 12 im Außenbereich präsentieren. Alle Höfe wurden von durchschnittlich 7 Hektar auf etwa 30 Hektar Eigentumsfläche vergrößert. Inmitten dieser Grundstücke liegt jeweils der neue Hof. Gegenüber der früheren Bauweise eines bäuerlichen Anwesens sind nach neuen modernen architektonischen und arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten das Bauernhaus in Flachbauweise (Bungalowstil) und das Wirtschaftsgebäude in ebenerdiger Anbringung der Viehställe und der Lagerräume für Ernte-und Futtervorräte errichtet.
U. a. wurde der erste schlüsselfertige Bauernhof des Saarlandes mit vorgefertigten Beton-Bauelementen in Schmelz im Jahre 1964 erstellt.
Bauernhaus Endres Wiesenstraße — Erbaut 1891 —

Es ist der ländliche Typ des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. — Im wärmsten Teil des Hauses war der Stall. Von hier aus hatte man auf der einen Seite direkt Zugang zur Wohnung, auf der anderen Seite zur Scheune. Eine Tür führte über den Flur zur Küche, die zum Hofgelände lag. Zur Straßenseite lag die gute Stube. Eine Treppe führte zum 1. Stock, den Schlafzimmern. Der Stall barg neben dem Platz für Großvieh abgeteilt den Schweinestall. In einer Ecke waren Sitzstangen für Hühner angebracht, die durch eine kleine Öffnung nach außen über eine Hühnerleiter zu erreichen waren. Auch Kasten für Eiablage befanden sich hier. Die Scheune war breit und hoch genug, um beladene Erntewagen zufassen. Über eine senkrecht stehende Leiter gelangte man zur Tenne, dem Stroh-oder Heuboden, die über der Stallung lag. An der Straßenseite war in unmittelbarer Nähe des Stalles die Mist und Jauchegrube, meist aus Zweckmäßigkeitsgründen, da die vorbeiführende Straße eine gute Abfahrtsmöglichkeit bot. Hier war der Vorplatz oft befestigt durch in den Boden gekeilte hochgestellte Wacken oder Pflastersteine. Dem Hause angelehnt war der Schopp, meist offen überdacht. Hier standen ein 4rädriges Wagenuntergestell, das als Kasten- oder Leiterwagen vielseitig eingesetzt werden konnte, ein zweirädriger Dümmelkarren zur Beförderung kleinerer Lasten, der mit verlängertem Haltebalken auf dem Vorderpflug eingehangen wurde, Pflug, Walze, Egge und ein hölzernes Jauchefaß, mit aufkommender Motorisierung auch der Traktor mit dazugehörenden Geräten. Heute zeigt nachstehende Zeichnung den modernen Hof dergleichen Familie außerhalb des Ortes inmitten der dazugehörenden Äcker und Wiesen. Das Wirtschaftsgebäude beinhaltet eine mustergültige Rindviehhaltung mit mechanischer Melkanlage und bakteriologisch einwandfreier Milchführung zum Sammelraum, eine große Tenne mit mechanischer Toreinfahrt und freier Durchfahrt zum Vieh.

Hof Leo Endres, Schmelz-Bettingen — Erbaut 1970 —

In der ebenerdigen Tenne können getrennt 7 000 Preßballen Stroh und Heu für den Winter gelagert werden. Eine mechanische Säuberung des Stallbodens sorgt für beste Hygiene bis zur Stapelung im Freien seitlich des Gebäudes und leichter Weiterbeförderung ins zu düngende Gelände, über der Mitte des Wirtschaftsgebäudes erhebt sich ein 16 m hoher Heuturm mit einem Fassungsvermögen von ca. 500 cbm bei 8 m Durchmesser. Vorteil dieser Lagerung ist eine Unterdachtrocknung und mech. Weiterführung des Futters zur Tenne. Die Räume des Wohnhauses, Küche, Schlaf-und Wohnzimmer, Büro, Diele, Bad und Dusche, sind aufgrund von Erfahrungen nach modernen Gesichtspunkten aufeinander abgestimmt. Zur Straßenseite hin ziert den Gebäudekomplex eine Grünanlage mit heimischen Koniferen, Laubbäumen, Ziergehölzen und ausdauernden Stauden. Alle neuen Höfe stehen in ungefährer Anordnung wie vorgenannt in der Feldmark. So zeigt sich heute auf dem Schmelzer Bann die neue Kulturlandschaft, in der der Bauer erst aus dem Acker einen Acker machte. Möge diese alte Weisheit heute wiederum mehr denn je zutreffen in einer Zeit, in der Düngung, biologische und chemische Schädlingsbekämpfung die einzigsten Mittel sind, um die Produktion zu sichern und Mono- kulturen aufrechtzuerhalten, die allein marktgerecht zu produzieren vermögen. Sichtbar brachte die Produktion unter Einsatz u. a. von Herbiziden und Insektiziden für jeden Bauer in den letzten Jahren finanziellen Wohlstand; doch soll der Bauer in dem Bewußtsein, daß eine Störung des biologischen Gleichgewichtes unausbleiblich ist, nicht auf rein egoistische Vorteile bedacht sein, sondern die Früchte seiner Arbeit sollen mehr Erzeugnisse auf Grund seiner geistigen Haltung der Ehrfurcht vor dem Leben in der Natur und letztlich dem Menschen gegenüber selbst sein. Das ökologische System der Schmelzer Kulturlandschaft war früher in guter Ordnung und dürfte es heute wieder sein oder werden.